Konjunktur: Die Lage der Bauwirtschaft zur NordBau 2023
Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2023 – deutschlandweit und in Schleswig-Holstein
Kiel/Neumünster. Die Bilanz für das erste Halbjahr 2023 zeigt ein düsteres Bild, über alle Sparten gehen die Order weiter zurück. Zunächst in Deutschland, doch auch in Schleswig-Holstein ist die Ungewissheit immer mehr zu spüren.
Bauhauptgewerbe in Deutschland – 1. Halbjahr 2023
Für die bundesweite Entwicklung der Baukonjunktur im ersten Halbjahr 2022 hat das Statistische Bundesamt (Destatis) für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten die aktuellen Bauzahlen herausgegeben.
Demnach erzielten die größeren Unternehmen im Bauhauptgewerbe im ersten Halbjahr 2023 einen Umsatz von ca. 49 Mrd. Euro. Damit stiegen die stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal um 5,5 Prozent, sanken aber real, also unter Herausrechnung der Preisentwicklung, um 5,5 Prozent.
Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe erzielten im gleichen Zeitraum ein Volumen von ca. 49,7 Mrd. Euro. Das ist kalender- und preisbereinigt real 12,8 Prozent und nominal 2,2 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum.
Bestimmt wird die Baukonjunktur vor allem durch die sinkenden Baugenehmigungszahlen und Auftragseingänge im Wohnungsbau. So fehlen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr Baugenehmigungen für fast 51.000 Wohnungen (-27%.) Ähnlich sieht es bei den Auftragseingängen aus: Hier fehlen real ca. 29% zum Vorjahr. Besonders eklatant ist der Rückgang der Baugenehmigungszahlen für Ein- und Zweifamilienhäuser (über -40%) und Mehrfamilienhäuser (knapp -30%). Bereits im Vorjahr war ein Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen von gut 25.000 Wohneinheiten zu verzeichnen.
Auch im übrigen Hochbau, namentlich im Wirtschaftshochbau, sind die Order seit Jahresbeginn deutlich ausgeblieben. Von hier kommt keine Entlastung beziehungsweise Auslastung der geschaffenen Kapazitäten. Zum Halbjahr fehlen im Hochbau ohne Wohnungsbau real gut 13 Prozent. Auch die Aufträge der öffentlichen Hand im Straßenbau bleiben klar hinter den Vorjahresinvestments zurück. Hier liegt die Order um real 12 Prozent hinter dem Vorjahr. Über alle Bausparten fehlen im Vergleich zum Vorjahr real ca. 13 Prozent, beim anteilsstarken Hochbau sind es 20 Prozent.
Bauhauptgewerbe in Schleswig-Holstein – 1. Halbjahr 2023
Für die schleswig-holsteinische Entwicklung der Baukonjunktur im ersten Halbjahr 2023 hat das Statistikamt Nord für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten die aktuellen Bauzahlen herausgegeben. Demnach ist der Wert der Auftragseingänge preisbereinigt um 16,8 Prozent gesunken.
Die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe Schleswig-Holsteins sind im ersten Halbjahr dieses Jahres gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres um rund sieben Prozent auf 1,4 Mrd. Euro gesunken. Nach Abzug der Inflation (preisbereinigt) errechnet sich ein Rückgang um 16,8 Prozent. Den größten Rückgang gab es im Wohnungsbau, wo der Wert der Auftragseingänge um 24 Prozent auf 386 Mio. Euro sank. Dagegen stiegen die Auftragseingänge im Wirtschaftsbau um sieben Prozent auf 533 Mio. Euro und im öffentlichen Hochbau sogar um 19 Prozent auf 76 Mio. Euro, so das Statistikamt Nord.
Im ersten Halbjahr 2023 haben die größeren Betriebe des Bauhauptgewerbes Umsätze in Höhe von knapp 1,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das sind sechs Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Preisbereinigt errechnet sich jedoch ein Rückgang um knapp fünf Prozent. Den stärksten Umsatzanstieg gab es im Wirtschaftsbau auf 471 Mio. Euro (+12,9 %), darunter insbesondere im gewerblichen Tiefbau (+18 %).
Unter „Wirtschaftsbau“ werden Hoch- und Tiefbaumaßnahmen im Nichtwohnungsbau, die nicht der öffentlichen Hand zuzurechnen sind, zusammengefasst.
Entwicklung der Preise für Baumaterial
Bei den Preisen für Baumaterial gab es historisch einmalige Preisschübe infolge der Verengung der Lieferketten bei der Corona-Pandemie und der Ukraine-Invasion Russlands. Während sich die Lieferketten wieder geordnet haben und Materialknappheiten nicht mehr vordergründig sind, halten hohe Energiepreise die Baumaterialpreise für energieintensive Produkte wie beispielsweise Zement, Beton und Fliesen hoch. Bei Baustahl, erdölbasierten Erzeugnissen und Holz gibt es erkennbare Rückgänge bei der Preisdynamik, ohne dass sich das Preisniveau von 2019 wieder eingestellt hätte, so der Zentralverband Deutsches Baugewerbe zu den vorliegenden Daten.
Der Druck auf die Baupreise, also die Preise für Bauleistungen, lässt nur allmählich nach, er manifestiert sich aber in einer nachlassenden Dynamik. Lag die Preisentwicklung im ersten Quartal 2023 für Bauleistungen an Wohngebäuden noch bei gut 15 Prozent, liegt der Wert im zweiten Quartal noch bei knapp neun Prozent.
Alle Statistiken und Grafiken (auch zum Download):www.bau-sh.de/presse/baustatistiken/