Die Weichen am Bau neu stellen
Die Bauwirtschaft im Norden erwartet von Bundespolitik und Landesregierung ein tragfähiges Maßnahmenkonzept für die Bauwirtschaft und formuliert Verbesserungsvorschläge angesichts der NordBau.
Kiel/Neumünster. Trotz des starken Bedarfs an Wohnungen und der Bereitschaft der Bauwirtschaft, nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, steckt der Wohnungsbau in einer tiefen Krise. Noch in diesem Monat will Bundesbauministerin Klara Geywitz ein Hilfspaket für die Baubranche vorlegen. Die Bauwirtschaft in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein fordert Maßnahmen für ein gemeinsames, kongruentes Handeln von Bund und Ländern .
„Die durch Zinserhöhungen, durch erhöhte Materialpreise und durch die Verunsicherung aufgrund von politisch gut gemeinten, aber praxisfernen Maßnahmen verursachte Schockstarre im Wohnungsbau wird sich nicht von alleine auflösen“, sagt Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden. Was der Bau und damit die Gesellschaft brauchen, sind auf der finanziellen Seite Impulse für alle Segmente der Nachfrage und auf der technischen Seite modifizierte baupraktische, rechtlich abgesicherte Regeln.
Die derzeitige Entwicklung läuft nicht nur den Erfordernissen des Wohnungsmarktes diametral entgegen, sie verhindert auch die Umsetzung der Klimaziele im Wohnbereich, beispielsweise bei Sanierungen. Und sie fährt ohne neue Weichenstellung die Baukonjunktur ins Abseits – mit Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und auf die Beschäftigung. Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselbranche und hat einen bedeutenden Anteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland.
Trotz der schwierigen Bedingungen betrug die Bruttowertschöpfung im deutschen Baugewerbe im Jahr 2022 rund 211 Milliarden Euro, so das statistische Bundesamt; das entspricht einem Anteil von sechs Prozent an der gesamten deutschen Bruttowertschöpfung. Der Anteil des Bruttoinlandsproduktes, der für Bauinvestitionen verwendet wurde, lag bei 12,3 Prozent, der Anteil des Baugewerbes an der gesamten Beschäftigung lag bei 5,8 Prozent.
In Schleswig-Holstein liegt die Zahl der Betriebe im Bauhauptgewerbe laut Statistikamt Nord bei 3.622 (Stand Juni 2021) mit gut 35.000 baugewerblich Beschäftigten. Die Kleinbetriebe (weniger als zehn tätige Personen) stellen 73 Prozent aller Betriebe, der Anteil größerer Betriebe mit zehn bis 99 tätige Personen liegt bei 26 Prozent und der Anteil der Großbetriebe (100 und mehr tätige Personen) bei einem Prozent. Die Zahl größerer Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten lag im 1. Quartal 2023 bei 405.
„Das Baugewerbe auch in Schleswig-Holstein trägt nicht nur entscheidend zum Erhalt von Arbeitsplätzen, zum Wachstum der Wirtschaft und zum Wohlstand des Landes bei, sondern schafft zudem durch seine Bauwerke einen lebenswerten Raum für die Gesellschaft. Gerade nachhaltige Baumaßnahmen fördern die regionale Wertschöpfung und bringen die Energie- und Wärmewende entscheidend voran“, betont Schareck. Daher richten die Baugewerblichen Verbände nicht nur Forderungen an die Landesregierung, sondern sagen ihr in dieser Sache auch die Unterstützung der Verbände und ihrer Baubetriebe zu.
Den Forderungskatalog mit allem Einzelheiten finden Sie hier im PDF „Nachhaltig geht anders – Forderungen der Baugewerblichen Verbände in Schleswig-Holstein an die Landesregierung“