Bauunternehmen - Umgehen mit weiter steigenden Materialpreisen

Der Ukraine-Konflikt hat die ohnehin angespannte Rohstoff- und Materialknappheit sowie die Preissituation im Baubereich weiter verschärft. Viele Baumaterialien stehen nur eingeschränkt und sehr teuer zur Verfügung. Ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht absehbar. Das Baugewerbe in Schleswig-Holstein muss darauf reagieren.

Kiel. Auch hiesige Baustellen und Planungen für Bauprojekte sind von den Auswirkungen des von Russland geführten Krieges gegen die Ukraine betroffen. Die bereits zuvor, bis auf Holz, coronabedingten Lieferengpässe verschärfen sich ebenso wie die daraus resultierenden Preissteigerungen bei Rohstoffen und Bauprodukten. „Die Folgen für unsere Baustellen werden von Tag zu Tag deutlicher. Bereits jetzt berichten unsere Betriebe, dass sie zum Teil nur noch bis zur Lieferung unverbindliche Preise und zuweilen auch keine festen Lieferzusagen mehr bekommen“, sagt Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer von Die Bauwirtschaft im Norden.

Wie weh solche Entwicklungen tun, sieht jeder im eigenen Portemonnaie, wenn er tanken geht. „Stellen Sie sich vor, wie das ist, wenn man das bei auswärtigen Baustellen jeden Tag mit mehreren Fahrzeugen zahlen muss, ohne dass das vorher kalkuliert werden konnte“, so Schareck. Und dieses Beispiel betreffe lediglich den Kraftstoff.

Der Verbandschef bittet um Verständnis bei Auftraggebern, „dass unsere Betriebe bei laufenden und auch bei neuen Verträgen nachfordern müssen.“ Aufgrund der extrem volatilen Preise können viele Bauunternehmen die Baumaßnahmen zu den vereinbarten Konditionen schlicht nicht mehr ausführen. Sie sehen sich dann gezwungen, hier nachzuverhandeln – auch zum Selbstschutz, um nicht auf den hohen Kosten sitzen zu bleiben. Und bei Neuaufträgen von Anfang an Preisgleitklauseln zu vereinbaren. „Hierfür bitte ich bei allen Auftraggebern, ob privat, gewerblich oder öffentlich, um Verständnis“, sagt Schareck.

Der Preisanstieg ist in keiner Weise von den Bauunternehmern vorhersehbar gewesen und ist auch nicht von ihnen beinflussbar. Die Preisentwicklungen sind vielmehr wie höhere Gewalt einzuordnen. Sie überschreiten deutlich die Grenze dessen, wofür die Betriebe nach der üblichen bauvertraglichen Risikoverteilung einzustehen haben. Ohne ein verständiges Miteinander würde am Bestand eines Bauvertrages gerüttelt, was keinem Vertragspartner gut tue.

Sogenannte Preisgleitklauseln betreffen die Preisanpassungen bei Materialpreisänderungen und sind kein Hexenwerk. Diese beinhalten eine nachweisbare Dokumentation der Steigerungen. „Bei privaten Auftraggebern ist eine vertragliche Regelung sehr zu empfehlen. Auch bei Vergabeverfahren öffentlicher Auftraggeber plädieren wir für die Aufnahme solcher Klauseln“, sagt Schareck. Die Auftraggeber und Betriebe bräuchten Planungssicherheit. Bei gutem Einvernehmen unserer Innungsbetriebe sei für die Vertragsparteien die wichtige Kostenfrage transparent und damit planbar vorhanden, so Schareck.

Betroffen vom Preisanstieg und den Lieferengpässen sind vor allem erdölbasierte Stoffe wie Bitumen sowie Stahl, Stahlerzeugnisse und Aluminium, aber auch Holz, einige Kunststoffe wie Rohrleitungen. Hinzu kommen die steigenden Energie- und Kraftstoffpreise.

Die Preise für Stahlprodukte sind binnen Zweiwochenfrist um bis zu 50 % gestiegen. Rund 30 % des Baustahls kommt aus Russland, der Ukraine und Weißrussland, ebenso rund 40 % des Roheisens. Hinzu kommen weitere Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig sind. Nickel stammt zu 25 % aus den genannten Ländern, Titan zu 75 %. Bitumen wird aus Erdöl gewonnen und als Bestandteil von Asphalt für den Straßenbau genutzt. Der Preisanstieg liegt hier bisher bei über 40 %. Erhebliche Preissteigerungen werden auch für Holz und Kraftstoffe gemeldet.

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